Bowlelöffel

Bowlelöffel

Bowlelöffel

Ein gehaltvoller Schluck

Zuerst das besinnliche Weihnachtsfest und dann krachend ins neue Jahr 2017. Eine Bowle darf dabei nicht fehlen. Ob mit oder ohne Alkohol, fruchtig prickelnd oder warm als Punsch – vielseitig ist die Bowle allemal und wird nicht nur im Winter getrunken. Das Museumsobjekt des Monats Dezember, der silberne Punschlöffel, kann es problemlos mit den exklusivsten Bowlen und den fortgeschrittenen Rummelpott-Gängern aufnehmen.

Der graziöse Löffel ist das perfekte Geschirr, wenn der Gastgeber den Punsch verteilt. Zum festlichen Essen an Weihnachten gehört seit jeher nämlich auch der gehaltvolle Schluck. Für diesen Schluck wurde neben einer Bowle früher in Schleswig-Holstein extra ein kräftiges „Julbier“ gebraut, um auf „Jul zu trinken“. Aber auch die allerbesten Weine kommen bis heute dabei auf den Tisch.

Genussmittel, exotische Gewürze und Zitrusfrüchte für die Bowle wurden bereits im 18. und 19. Jahrhundert aus den Kolonien importiert. Diese beeinflussten die Qualität entscheidend bzw. machten die Bowle erst möglich. Der Friesenpunsch steckt nämlich voller Zutaten, die nur in Kolonialläden oder Höker erhältlich waren. Häufig war es das Privileg der Küstenbevölkerung, aufgrund der vielfältigen Kontakte über die Seefahrt und den Handel, frühzeitig mit den Luxusgütern in Kontakt zu kommen. So brachten Sylter Seeleute und Kapitäne von ihren Reisen stets neue Güter mit. Auch bei Schiffsstrandungen vor der nordfriesischen Küste konnte eine Ladung mit Kolonialprodukten dabei sein. Umgang und Kenntnis mit dem neuen Produkt musste dann erst einmal erworben werden. Heute weiß jeder wie Tee verarbeitet wird – dies musste aber erst erlernt werden.

Der Sylter Chronist Christian Jensen (1857-1936) berichtete über das 18. Jahrhundert, dass hauptsächlich Wasser und Molke getrunken wurde. Bei Festlichkeiten tischten die Insulaner auch mal Husumer Bier auf. Tee lernten die Sylter ab 1735 kennen und rund 10 Jahre später gelangte dann auch der Kaffee auf die Insel. Das Tee- und Kaffeetrinken etablierte sich sehr schnell und veränderte damit auch nachhaltig die Trinkgewohnheiten der Menschen an der Westküste. Tee wurde schnell zum Alltagsgetränk, da damit die schlechte Trinkwasserqualität sowie die Lebensqualität deutlich verbessert wurden. Tee ist auch im Punsch eine wichtige Zutat.

Kaffee galt zum einem als Luxusgut, zum anderen aber auch als Notgetränk, da er ein Sättigungsgefühl vermittelt. Hinzu kommt, dass er in schlechten Zeiten als Surrogat aus Korn und Früchten gewonnen werden konnte und somit die Trinkgewohnheiten der Menschen erhalten blieben.

Dass die Genussmittel im 17. und 18. Jahrhundert schnell in den Alltag der Menschen integriert wurden, lag zum einen daran, dass viele Bewohner dieser Zeit bereits entsprechenden Wohlstand erlangt hatten und sich die Güter leisten konnten. Zum anderen aber sollte dafür auch die Weltoffenheit als Folge von intensiver Handelsbeziehungen und langer Seefahrertradition der Menschen verantwortlich gewesen sein. Neben den Ess- und Trinkgewohnheiten änderte sich durch den Einzug der Kolonialgüter gleichzeitig auch der Wohnalltag, in dem neue Möbel, Geschirr und Kleider genutzt wurden. Das Kaffee- und Teetrinken oder das Rauchen erforderte neue Ausstattungsstücke wie Mühlen, Geschirr, Pfeifen und Aufbewahrungs- sowie Warmhaltemöglichkeiten.

Gemütliche Punschrunden gab es im 19. Jahrhundert nicht nur in den Berliner Salons sondern auch auf Sylt. Vorbereitungsabende klangen mit einer Punschrunde aus. Am Festtag feierte man bei Punsch, Grog, Stopftabak und Zigarren. Beim traditionellen Rummelpottlaufen erhielt man bspw. eine Portion kräftigen Punsch. Friedrich Schiller ehrte 1803 den Punsch mit einem Lied und beschreibt darin die Anzahl der Zutaten sowie die Herstellung. Er endet mit: Eh es verdüftet Schöpfet es schnell Nur wenn er glühet Labet der Quell.

Der mehrteilige und 93 Gramm leichte Sylter Punschlöffel ist rückseitig des muschelförmigen Musters mit einer Punktierung versehen, die ausweist, dass der Löffel „zum 23ten [Dezember] 1847“ an eine Person (unleserlich) geschenkt wurde. Der Stempel des Herstellers weist den Meister Jacob Andreas Bodewadt aus Süddänemark/Tondern aus. Der Griff, aus Elfenbein gefertigt, lässt sich über ein Gewinde zerlegen bzw. mit dem Schaft des Löffels verbinden.

Friesen Punsch:

6 Orangen
2 Zitronen
1 Vanille- und 1 Zimtstange
10 Gewürznelken
250 gr. Zucker
½ l Wasser
6 geh. TL schwarzer Tee (Assam oder Darjeeling)
1 Flasche Rum (0,75l
Die hauchdünn abgeschälte Orangen- und Zitronenschalen mit den Gewürzen Zucker und Wasser aufkochen und 5 Minuten ziehen lassen. Den Tee und den Saft aller Früchte dazugeben, weitere 5 Minuten ziehen lassen. Abseihen und mit dem Rum nochmals aufwärmen. Nach Belieben im Glas mit heißem Wasser aufgießen.

Inventarnummer: 2005-240
Datierung: um 1847
Material: Silber, Bein
Maße: 23 x 11 x 7,5 cm (lxbxh)
Technik: getrieben, gehämmert, geprägt, gedrechselt 
Hersteller: Meister Jacob / Bodewadt/Tondern
Standort: Sölring Museen/Sylt Museum, Ausstellung

Mausefalle

Mausefalle

Unzählige Versionen gibt es davon – vom einfachen schlichten Modell bis hin zur aufwendig gestalteten und mit ausgefeilter Mechanik versehen Anlage – Mausefallen, der Albtraum einer jeden Maus, die nun im Herbst Nahrung und Unterschlupf in Haus und Scheune sucht.

Gegen das Problem mit dem Ungeziefer haben die Menschen schon früh Vorkehrungen getroffen. Das Museumsobjekt des Monats November, die doppelte Mausefalle, ist eines davon und ist im Altfriesischen Haus ausgestellt – natürlich in der Speisekammer. Als es noch keine Kühltruhen, Kühlschränke und luftdichte Vorratsschränke gab, lagerten die Menschen ihre Lebensmittel im Keller, auf dem Dachboden oder in der Speisekammer. Fielen die Nager gleich im Herbst über die prallgefüllte Speisekammer her, wäre die betroffene Familie den Rest des Winters vom Hunger bedroht gewesen. Aus Quellen geht jedoch hervor, dass bei den Syltern der soziale Zusammenhalt ausgeprägt war und sie sich gegenseitig unterstützten.

Die Bevorratung zum Herbst war für die Sylter von großer Wichtigkeit. Oft war die Insel monatelang im Winter durch Frostperioden vom Festland abgeschnitten. Die Insellage ermöglichte es nicht, alles an Getreide, Gemüse und Obst anzubauen, welches für den Winter gebraucht wurde. Daher mussten die Vorräte rechtzeitig vom Festland organisiert werden. Mehl zum Backen, Kaffee und Zucker für den Haushalt aber auch Gerstenschrot für die Schweine waren bei den Besorgungen ganz oben auf. Das Fleisch der Hammel wurde geräuchert und in den Schornstein zur Aufbewahrung gehängt. Als Frischfleisch gönnten sich die Sylter im Winter mal ein geschlachtetes Lamm oder Huhn oder geschossene Hasen und Wildenten. Diese waren dann regelrecht ein Festschmaus, wovon die Maus nichts zu sehen bekam. Aber auch Fisch wurde für den Winter vorbereitet. Billige Schollen von dänischen Fischern wurden für den Winter bei gutem Wetter bis zum hart werden getrocknet.

Der Schutz vor den unterschiedlichsten Schädlingen war daher von besonderer Bedeutung. Neben der Dezimierung des Wintervorrates bestand bei den Mäusen auch die große Gefahr der Übertragung von Krankheiten.

Das Vorgehen ist bis heute bei allen Modellen gleich. Die Maus wird mittels eines Köders angelockt und dann gefangen. Die einzige Frage, die sich nun stellt ist: Bleibt die Maus lebendig oder ist sie nach dem Versuch, die Leckerei zu erhaschen mausetod.

Die Keitumer Mausefalle ist eine Lebendfalle. Roch die Maus den Speck oder Käse im hinteren Teil der Falle, wollte sie diesen auch erobern. Dazu musste die Maus durch ein schmales rundbogiges Portal huschen und nebenbei noch eine Schnur zerbeißen. War die Schnur gekappt, schloss ein Metallstück schlagartig das Eingangstor. Ein Entkommen war dann nicht mehr möglich. Nach oben schließt die Falle mit kleinen Metallstreben, die den Blick in die Falle ermöglichen.

Bei der Lebendfalle musste die Maus relativ zeitnah wieder in die freie Natur gegeben werden, da die Maus nun einer Menge Stress ausgesetzt war. Im Vordergrund stand bei dieser Fangart ja der Tierschutz. Dazu wurde die Falle nach draußen gebracht. Praktischerweise ließ sich der Boden jeder einzelnen Falle individuell herausziehen, so dass die Maus ohne weiteren Kontakt entwischen konnte – und vielleicht begann das Spiel wieder von vorne?

Auch heute versuchen die Mäuse zum Herbst in die Vorratskammern zu dringen. Wer keine Katze zur Abwehr hat, greift auch hier wieder zur Mausefalle. Hersteller lassen verlauten, dass sich dabei ein Trend zur Lebendfalle abzeichnet. Gleichzeitig gibt es auch schon Mausefallen, die den Jäger per SMS oder Email auf einen positiven Fang hinweisen.

Inventarnummer: 2008-508
Datierung: 19. Jahrhundert
Material: Holz, Metall, Garn
Maße: 21 x 26 x 5 cm (bxlxh)
Technik: gesägt, genagelt, gezapft
Hersteller: unbekannt
Standort: Sölring Museen/Altfriesisches Haus seit 1640, Ausstellung