Höhensonne

Höhensonne

Höhensonne „Astralux – Baby“ aus den 1950/60 er Jahren

„Jede korrekte Bekanntschaft beginnt damit, daß man einander mit Namen kennenlernt.“ So beginnt das Begleitheft des Ufo-förmigen Gegenstandes, des „Astralux – Baby“ – dem Museumsobjekt des Monat April. So steht es da und sucht die Bekanntschaft: rund und inzwischen ein verblichenes weiß mit silbernem Firmenemblem auf der Oberseite, einer schwarzen Bodenplatte aus Kunststoff und an der Front einen schwarzen Knauf, um das Ufo zu öffnen.

Höhensonne „Astralux – Baby“ aus den 1950/60 er Jahren

Der Käufer erhielt selbstverständlich zum Kauf die blaue Plastiktasche, in die, wie es „in vornehmen Häuern üblich ist“, das Familienwappen geprägt ist. Nachdem die 1,2 Kilo schwere Höhensonne in der Tasche verstaut war, konnte der Nutzer das Gerät mittels der bequemen Trageschlaufe auch nach Sylt in den Urlaub mitnehmen – sollte die Sonne mal ausbleiben. Astralux erhebt jedoch den Anspruch, „Erzeugnisse von höchster Qualität“ zu erzeugen und dies fängt bereits bei den trickreichen Erfindungen an. Daher verpasst Astralux dem Trageriemen noch einen Druckknopf, um die Weite der Schlaufe zu verringern.

Alles ganz im Stil der 1950er Jahre.

Die „flotte blaue“ Plastiktasche und die Höhensonne ließen sich heute auch in einem gut sortierten Retro-Designgeschäft vorfinden. Ein elektrischer Haushaltsartikel, der in Vergessenheit geriet und für das bessere Verständnis zum Glück mit einer Gebrauchsanleitung aufwartet. Gleich auf der ersten Seite erfährt der Käufer die unschlagbaren Vorteile, mit denen das Produkt vor 60 Jahren angepriesen wurde: „Meine Bestimmung ist, Dir Gesundheit und Wohlergehen zu schaffen, Dich – selbst an den trübsten, regnerischen und nebligen Herbst- und Wintertagen – immer frisch, schaffensfroh und sportlich gebräunt zu erhalten.“ Auch ausführliche Informationen über das Herzstück des Brenners erhält der Leser. Dies bilden der stabförmige Quartzbrenner und der dahinterliegende kreisförmige Infratotstrahler. Dabei wurde reiner Bergkristall verwendet, da dieser als einziger die kurzwellige UV-Strahlung nahezu ungehindert durchlässt und die hohen Temperaturen aushält.

Medizinisches Gerät oder strahlende Schönheit?

Die Astralux Baby – Höhensonne war jedoch keine Neuerfindung. Bevor die Kunstsonne als Heimsolarium genutzt wurde, diente sie einem anderen Zweck. Um 1900 erfand der Chefentwickler von Original Hanau die Quarzglas-Quecksilberlampe. Da Quarzglas ultraviolette und infrarote Strahlung durchlässt, erzeugte die Lampe bis dahin unbekanntes Licht. Eigentlich als Straßenlampe angedacht, nahm das UV-Licht auf Grund der therapeutischen Lichtquelle seinen Siegeszug zunächst in der Medizin. Da UV-Licht das lebensnotwendige Vitamin D bildet, gelang es mit der Bestrahlung durch ultraviolette Strahlen die „Armutskrankheit“ Rachitis prophylaktisch zu bekämpfen. In den 1920er Jahren behandelten die Ärzte kollektiv ganze Schulklassen mit UV-Licht, im Krankenhaus wurden bereits Säuglinge mit der Höhensonne bestrahlt. Sanatorien und Badeanstalten richteten spezielle Zimmer für die Bestrahlung ein. Gleichzeitig setzten die Ärzte die Lampe unter anderem zur Heilung von Hautkrankheiten, Entkeimung von Wunden und zur Behandlung bei Bluthochdruck ein.

Teintverbesserung, tonisierende Kur und Steigerung der Attraktivität

Bis Ende des 19. Jahrhunderts galt die „vornehme Blässe“ als Schönheitsideal und damit als besonders erstrebenswert. Die gesellschaftliche Elite war nicht gezwungen, körperliche Arbeit im Freien nachzugehen. Mit der Industrialisierung und Verstädterung setzte ein Umdenken ein. Der sonnengebräunte Körper signalisierte Gesundheit und Sportlichkeit. Dies machte in den 1950er Jahren aus dem medizinischen Gerät einen kosmetischen Konsumartikel. Astralux wirbt damit, dass es die Sonne in das Heim bringt, „genauer gesagt, den biologisch wichtigsten Teil des natürlichen Sonnenlichts und noch einiges mehr: nämlich wohlig wärmendes Infrarot und heilkräftiges Ultraviolett.“

Die Höhensonne strahlt deutlich mehr kurzwellige UV-Strahlen aus, als die Hochgebirgssonne selbst. Knapp zwei Minuten Bestrahlungszeit reichen aus, um die Intensität eines mehrstündigen Sonnenbades unter der kräftigen Hochgebirgssonne zu erreichen. Die modische Sonnenbräune eines Kurzurlaubes war nun auch von zu Hause aus in wenigen Minuten erhältlich. Die regelmäßige UV-Bestrahlung wurde nachdrücklich empfohlen, da nicht nur ein frischer, gesunder und sportlicher brauner Teint erreicht wurde. Der eingangs erwähnte Selbstanspruch von Astralux wird erneut hervorgehoben: die Bestrahlung mit UV steigere eben auch das körperliche und geistige Leistungsvermögen. Es fördere den ruhigen und tiefen Schlaf, den normalen Appetit und beseitige nervöse Störungen, wirke gegen alle Erscheinungen der „Lichtmangelkrankheit“ vor. Zuletzt gibt es den Rundumschlag: „die wohltuend wirkende Umstimmung für den ganzen Organismus, wobei die höhere Wertigkeit der Sexualhormone – die ihrerseits eine wesentliche Steigerung des Lebensgefühls nach sich zieht – vielfach ins Gewicht fällt“.

Wärme als wesentlicher Heilfaktor

Weiterhin trumpften die Bräunungsstrahler zusätzlich mit ihrer sehr guten wärmetherapeutischen Wirkung durch die Infrarot-Funktion auf. Die Infrarot-Wärmestrahlen dringen unmittelbar in den Körper ein und erwärmen nicht nur – wie etwa ein Heizkissen – die oberen Hautschichten, sondern auch die darunterliegenden tieferen Hautschichten. Die Infrarotstrahlen sollten bei allen möglichen Krankheiten und Schmerzen helfen. Auch Sportlern wurde bei Sehnenzerrungen, Quetschungen und Schwellungen das Gerät empfohlen.

Risiken und Nebenwirkungen

Der Betrieb von Höhensonnen war nicht ganz ungefährlich. Die UV-Bestrahlung bzw. das Infrarotlicht waren nur mit Schutzbrille zulässig. Gleichzeitige Anwendung von schmerzunterdrückenden oder schmerzstillenden Mitteln wurde nicht empfohlen, da die „große Gefahr besteht, daß man während der Bestrahlung einschläft, oder aber, daß der Körper gegen die Hitzeeinwirkung gefühllos wird.“ Bei der Bräunungsfunktion musste darauf geachtet werden, dass das Gesicht während der Bestrahlung bewegt wird, „da sonst die vorspringenden Teile des Gesichtes, als vor allen Dingen die Nase, zuviel des Guten erhalten.“

Löffelbord

Löffelbord

Löffelbord von 1725

Löffel waren in den vergangenen Jahrhunderten das wichtigste Esswerkzeug. Jeder Hausbewohner besaß seinen eigenen, in der Regel aus Holz oder Horn gefertigt. Doch wohin mit dem kostbaren Löffel, wenn er nicht benötigt wurde? Das Hilfsmittel hängt an der Wand und bietet reichlich Platz für die einzelnen Löffel der Bewohner. Das Museumsobjekt ist ein Löffelbord von 1725 und bildete vor der Besteckschublade das perfekte Hilfsmittel im Haushalt unzähliger alter Wohnküchen. Aufsehen erregt bei diesem Exponat der komplexe Aufbau und die künstlerischen Kerbschnitzereien. In der Ausstellung des Altfriesischen Hauses befindet es sich bereits seit vielen Jahrzehnten ausgestellt.

Einige Jahre hat das Bord bereits im Einsatz und dies hinterlässt deutliche Spuren. Um dieses bald 300 Jahre alte Möbelstück weiterhin ausstellen zu können wurden die „falschen“ Zeitspuren jüngst aufwendig durch einen Holzrestaurator bearbeitet. Was sind die „falschen“ Spuren? Zunächst bedeutet dies, die Konstruktion in sich wieder zu festigen. Gedrechselte Säulen, Zwischenbretter, Rückenbrett und altersbedingte Risse und Ausbrüche im Bereich der Bruchkanten zu restaurieren. Aber auch die fachgerechte Oberflächenreinigung zählt als wesentlicher Bestandteil zu den Restaurierungsarbeiten. Teile des Rückenbretts sind noch farblich gefasst. Vereinzelte Stellen am gesamten Bord zeigen gleiche rötliche Farbspuren, jedoch sind diese verschwindend gering und über die ursprüngliche Fassung des Bords lässt sich nur eine vage Aussage treffen. Möglich ist, dass die Fassung erst später aufgebracht wurde. Fragen bleiben leider immer übrig.

Die untere Gratungsnut am Rückenbrett verrät, dass das Löffelbord ursprünglich eine Verlängerung nach unten besessen haben musste. Bereits auf der historischen schwarz-weißen Aufnahme von 1920 ist das Löffelbord schon nicht mehr komplett und so fehlt die Gewissheit, wie die Verlängerung je gestaltet war. Die Gestaltung des vorliegenden Bords und Vergleichsbeispiele lassen sehr stark vermuten, dass es sich um ein leicht geschweiftes und verziertes Holzbrett handelte. Diese Verlängerung wurde bei manchen Löffelbords mit waagerechten Stäben zu Handtuchhaltern ergänzt. Solch ein Kombi-Bord ist ebenfalls im Altfriesischen Haus zu bewundern.

Am oberen Zwischenbrett fehlte eins der zwei flankierenden Seitenbretter. Das Fehlende wurde in seiner Form kopiert, jedoch ohne zierende Schnitzerei in das Kleinmöbelstück eingesetzt. Durch diese neutrale Gestaltung wird dem Betrachter deutlich, dass es sich um eine Ergänzung handelt.

Beeindruckend wird das hölzerne Kleingerät, wenn sich der Blick auf die Gestaltung konzentriert und die präzisen und aufwendigen Schnitzereien Schritt für Schritt entdeckt werden. Filigrane Kerbschnitzerei in Rosettenform und gedrechselte Säulen bestimmen den Anblick. Muster, die auch in anderen regionalen Möbelstücken auftauchen und die die Wertigkeit solch Objektes mitbestimmen. Welch Schublade erfährt heute noch diese ästhetische Bestimmung? Auch ohne die eingekerbte Datierung im zentralen Bereich des Rückenbrettes wird jedem klar, dass das Objekt nicht der Maxime „Form follows function“ – wie es vor 100 Jahren durch das Bauhaus praktiziert wurde, untersteht. Das Brett sollte nicht nur Haushaltsgegenstand sein, sondern gleichzeitig auch Repräsentationsschmuck. Der unwissende Betrachter kann es nicht auf den ersten Blick als Löffelbord erkennen. Die schmuckvolle Gestaltung zog sich auch in vielen weiteren Gegenständen wie Beispielsweise des Mangelbrettes, der Aussteuertruhe und der aufwendigen Kerbschnitzerei bei Schränken und Sitzgelegenheiten weiter. Die Vielfalt der Motivik bei der Kerbschnitzerei ist endlos. Regionale Unterschiede ermöglichen gelegentlich eine präzise lokale Zuordnung der Objekte. Bei dem Löffelbrett lassen sich die klassischen Schachbrettmuster genauso vorfinden wie die unterschiedlichen Rosetten und Zwickel. Letzteres sind die sogenannten essentiellen Winkelfüller bei Rosetten.

Meister seines Handwerkes

Diese Rosettenmuster, überwiegend durch Zirkelschlag angerissen, sind präzise mit sehr scharfen Messern aus dem Grund geschnitten worden. Durch Kombinationen von Bögen, Kreisen und Geraden oder durch natürlich – figürliche Motive sind ihrer Mustervielfalt kaum Grenzen gesetzt. Besonders spannend wird die Wahrnehmung dieser plastischen Ausarbeitungen bei unterschiedlichem Lichteinfall.

Wer sich nun fragt, wo denn der Löffel seinen Platz findet, der sucht den entsprechenden Hinweis im Abschlussbrett. Am äußeren Rand verläuft ein parallel geführter Halbkreis mit rechteckig geschlitzten Durchlässen. Im Binnenbereich sind achtzehn 1,5 cm große Kreise, welche ebenfalls als Löffelhalterungen fungieren.

Löffel abgeben

Zuletzt bleibt noch zu hinterfragen, was es mit dem Sprichwort „Den Löffel abgeben“ auf sich hat? Der Löffel steht in unserem Kulturraum für die lebensnotwendige Tätigkeit des Essens. Dass jeder seinen eigenen Löffel hatte, den er an einem bestimmten Platz des Löffelbords aufbewahrte, zeigt uns, dass der Stellenwert des Löffels um 1725 deutlich höher war, als es bei den meisten heutigen Löffeln der Fall ist. Verlässt nun ein „Esser“ das Wohnhaus durch Weggang vom Hof oder im schlimmsten Fall durch den Todesfall, gibt er seinen Löffel ab. Den Löffel erhält der nächste Bewohner, der ihn wiederum zwischen den Mahlzeiten im Löffelbord platziert.

 

Inventarnummer: 2008-283
Datierung: 1725
Material: Holz, Farbe
Maße: 38,5x48x12,7 cm
Technik: Schnitzarbeit, Drechselarbeiten, Sägarbeiten
Hersteller: unbekannt
Standort: Sölring Museen/Altfriesisches Haus seit 1640

Ewer S.B.16

Ewer S.B.16

Model des Ewer S.B.16 aus dem 20. Jahrhundert

Es ist irgendwie ein Klassiker! Gelegentlich tauchen sie immer wieder auf, diese ominösen „Dachbodenfunde“ und fördern die tollsten Schätze ans Licht. Haus verkauft und den Boden nicht geräumt. Und in einem alten Sylter Seefahrerhaus kommen dann wunderbare Dinge zu Tage. Wie das Modell eines Ewers, das eben solch ein Dachbodenfund ist und glücklicherweise seinen Weg ins Museum fand. Ewer, das sind die Plattboden Küstenschiffe, wie sie einst zwischen Niederelbe und auf der Nordsee eingesetzt wurden.

Eingesetzt wurden diese Ewer zu Fracht- und Transportfahrten. In den Vierlanden das Gemüse und in Nordfriesland dann verstärkt als Fischer-Ewer. Der Ewer „S.B.16“ zu den Fischerewern. Die Angabe „S.B.“ steht dabei für „Schleswig-Holstein Blankenese“. Auch für das plattdeutsche soll es eine Übersetzung für „s.b.“ geben. Danach heißt es „seil bedächtigt – segel vorsichtig!“

Das große Vorbild des beschriebenen Modells muss Ende des 19. Jahrhunderts vom Stapel gelaufen sein. Leider fehlen bislang noch die einzelnen Hintergründe. Es lässt sich trotzdem einiges über den Typ Ewer bestimmen. Nicht zuletzt über die bislang erhaltenen und aufwendig restaurierten traditionell geriggten Segelschiffe, die durch begeisterte Segler und Freunde des Gaffelriggs gepflegt und am Leben erhalten werden.

Der Keitumer Museumsewer ist ein Zweimaster mit Gaffeltakelung und einem Vierkanttoppsegel. Die Segel des Modells sind in braunem Segelstoff und weiß umsäumt. Der Besanmast trägt ebenfalls ein Gaffelsegel und am Top die Flagge Schleswig-Holsteins. Ganz akribisch hat der unbekannte Modellbauer den Ewer „S.B.16“ nachgearbeitet. Die filigranen Schiffsblöcke sind mit feinem Kupferdraht eingebracht. Anker und Ruderanlage sind ebenfalls detailgenau ausgearbeitet. Selbst die erforderlichen Seitenschwerter, die hinter den Wantrüsten am Rumpf aufgehängt sind, fehlen nicht. Die recht klobig gebauten Plattbodenschiffen können aufgrund ihres Einsatzortes keinen Kiel einsetzen. Dieser wird durch die Schwerter ersetzt. Bei Seitenwind sind diese Schwerter für den Ewer unersetzbar und sorgen dafür, dass er weniger Abdrift hat und dadurch seinen Kurs besser hält. In diesem Fall muss das leeseitige Schwert herabgelassen werden, sodass das Schiff vom Wind gegen das Seitenschwert gedrückt wird.  Binnenewer bevorzugen oft kurze, breite Schwerter, die in sehr flachen Kanälen und Seen noch Seitenführung geben. Der Ewer S.B.16 hat als seegehendes Fahrzeug lange und schmale Schwerter. Im gesenkten Zustand sind die Schwerter stromlinienförmig und werden nach unten hin dünner.

Das Modell erweckt den Eindruck, dass es jederzeit auf die Reise gehen kann. Die Segel sind bereits gesetzt. Erfunden haben das Gaffelsegel die Holländer, seine Verbreitung fand es ab dem 17. Jahrhundert. Das Segel hat die Form eines unregelmäßigen Vierecks. Der Name kommt von der Gaffel, das ein am unteren Ende gabelförmiges Rundholz (Spiere) ist und an eine Gabel erinnert. Dieses greift um den Mast wie eine „Klaue“. Das Segel wird zwischen dem Baum und der Gaffel gespannt, indem die Gaffel schräg nach oben gezogen wird. Das Gaffelsegel war allen anderen Segeln seiner Zeit weit überlegen und gehörte bis ins vorige Jahrhundert zu den leistungsfähigsten.

Eine historische Abbildung um 1910 zeigt den „Ewer S.B.36“ im Husumer Hafen beim Löschen von Fisch. Möglicherweise lief der „S.B.16“ auch den Husumer Hafen an – im besten Fall mit Sylter Mannschaft, das Bild müsste dann dasselbe gewesen sein.

Jedoch war die Fahrt auf dem Ewer entlang der Küste oder auf See nicht nur Vergnügen. Die Naturgewalten setzten den Schiffen immer stärker zu, so dass hohe Verluste bei Material und Besatzung zu beklagen ist. Auch die fortschreitende Industrialisierung um die Jahrhundertwende sorgte für ein Verschwinden dieses Schiffstypus.

Das Schiff in der Flasche

Versteckt und geschützt befindet sich in der Museumssammlung ein weiterer Ewer. Ausgestellt hinter Glas in einer kleinen Flasche mit dänischer Flagge gekennzeichnet. Ein Ewer in der Technik des Buddelschiffbaus. Dieses Modell ähnelt dem „S.B.16.“ Ebenfalls dargestellt mit einer Gaffeltakelung, Vierkanttoppsegel und Besanmast. Zusätzlich ist dieser Ewer in Aktion vor einer Halliglandschaft beim Fischen dargestellt. Der Westerländer Hans Farenburg fertigte über die Jahre zahlreiche Buddelschiffe an, bei denen nicht nur das Schiffsmodell in der Flasche aufgebaut wurde, sondern gleichzeitig auch die dazugehörige Kulisse. Dabei entstanden unterschiedliche Kulissen, die sich an der schleswig-holsteinischen Küste wiederfinden lassen – bis hin nach Sylt, wo beispielsweise die Munkmarscher Werft thematisiert wird. Die Detailgenauigkeiten im Gesamtwerk gehen bei den Buddelschiffen noch weiter als beim Ewermodell S.B.16. der Fall ist. Landschaftsvorsprünge, Architektur und Seehunde finden sich wieder. In der Museumssammlung befinden sich 35 Modelle in Spirituosenflaschen. Es ist eine Kunst für sich, wie diese kleinen Schiffsmodelle durch den engen Flaschenhals „segeln“ und im Flascheninneren wieder aufgeriggt werden. Diese beiden Modellbauten zeigen eindrucksvoll, wie sich zeitgenössisch der Geschichte bedient werden kann und die Faszination und Kreativität dabei keine Grenzen kennt.

Inventarnummer: 2019-057
Datierung: 20. Jahrhundert
Material: Holz, Stoff, Metall, Kunststoff
Maße: 38,5 x 48×12,7 cm
Technik: gesägt, geschliffen, verleimt, Metalltechnik, genäht
Hersteller: unbekannt
Standort: Sölring Museen/Sylt Museum, Depot

Bierkrug | Landschaftliches Haus

Bierkrug | Landschaftliches Haus

Bierkrug

Der Sylter „Biirkrük“

Alljährlich um diese Jahreszeit heißt es wieder „O’zapft is!“ Nicht nur in Bayern stehen die größten gefüllten Humpen auf dem Tisch. Auch hierzulande werden die zarten Pilsgläser (Biirgleesen), die sonst das Jahr über dominieren, gegen die massiven Maßkrüge kurzzeitig eingetauscht. Im Sylter Friesischen heißen diese dann aber „Biirkrük“ und „O’zapft is!“ dann „Biirfat“ – das Bierfass.
Das 25. Museumsobjekt des Monats aus dieser Serie geht mit dem Oktoberobjekt in die dritte Jahresrunde. Grund genug um anzustoßen! Vorgestellt wird heute daher en wit sölring Biirkrük. Einer aus Steingut in kegelstumpfartiger Form mit Scharnierdeckel, verziert mit Reliefs und mit blau bemalten Segelbooten sowie einer Windmühle. 24 Zentimeter misst der Krug in der Höhe. Der mittlere Ring hat einen Durchmesser von 12,5 Zentimeter. Der klappbare Deckel ist mit einem Messingverschluss und Gummiring versehen. Das bringt den Vorteil mit sich, dass der Krug sehr gut das Bier transportieren und lagern kann und daher eine Zwischenfunktion einnimmt. Diese Funktion erfüllte der Krug im Landschaftlichen Haus in Keitum.

Der in Archsum geborene Kapitän Theide Peter Clemenz (1736-1815) erbaute das Haus 1764 und stellte das Gebäude ab sofort auch für Sitzungen des Sylter Rates – der Kommunalverwaltung –  und des Sylter Vereins zur Verfügung. 1817 gründete sich dort der Sylter Verein, der Vorläuferverein der Söl’ring Foriining. Zwei Jahre später rief der Verein die Sylter Lesebibliothek ins Leben und erfüllte damit auch einen Punkt seiner Satzung. Eines seiner Ziele war das gesellige Vergnügen und allgemeine Wohl der Insulaner zu stärken.

Auch Maren Thies Clemenz war das gesellige Leben ein Anliegen, denn sie sorgte dafür, dass das Haus ein ordentliches Wiartshüs (Gastwirtschaft) wurde. Das ältestes des Ortes Keitums, das bis zum Verkauf 2009 bestand. Dieser, nicht nur für die Insulaner, öffentliche und bedeutsame Raum des geselligen Vergnügens ist seitdem bedauerlicherweise verschwunden.

Doch bis zu diesem Zeitpunkt bekamen die Zusammenkommenden den Humpen voller Bier von Clemenz auf den Tisch gestellt, so dass der Inhalt in kleinere Gefäße aufgeteilt werden konnte. Also doch nichts mit wildem Oktoberfest und großen Krügen. Wobei der Maßkrug in den Gasthäusern letztlich dazu diente, die Menge auf ein genaues Maß – einen Liter – zu messen. Parallel dazu gilt die Einheit „Seidel“ für die Menge eines drittel Liters Bier. Der irdene Bierkrug mit der Bezeichnung Seidel bestimmt wie bei der Maß und der halben Maß gleichzeitig auch die bestellte Menge an Bier.


Man sieht es ihm an. Einige Jahre hat der Keitumer Krug bereits hinter sich und auch dieser ist nicht beliebig hergestellt, sondern in seiner Form und seinem Fassungsvermögen genau definiert und geschützt. Auf der Unterseite stempelte der unbekannte Hersteller „Deutsches Reichs-Patent“ auf. Dieses Amt bzw. dessen Vorläufer wurde 1877 in Berlin als „Kaiserliche Patentbehörde“ gegründet. Nach dem Ersten Weltkrieg, 1919, wurde es in „Reichspatentamt“ umbenannt und bestand in dieser Form bis 1945. Weit weg von Sylt und ihrem ursprünglichen Standort Berlin, nahm die Behörde zur Oktoberfestzeit 1949 in München wieder ihren Betrieb auf.

Bier ist nicht gleich Bier

Bier wird schon seit vielen Jahrtausenden von der Bevölkerung konsumiert und spielte im Alltag der Menschen bis weit in die Neuzeit eine wichtige Rolle. Aus Gründen der Konservierung enthielten die Lebensmittel im Mittelalter wesentlich mehr Salz, als dies heute der Fall ist. Eine Folge war, dass die Menschen einen höheren Bedarf an Flüssigkeit hatten. Kaffee, Tee und Limonade standen noch nicht zur Verfügung. Bier stellte daher für alle Altersgruppen die einzige Alternative zu Milch und dem oft ungenießbaren Wasser dar und war somit der wichtigste Durstlöscher im Mittelalter. Außerdem war das Bier nicht nur Durstlöscher, sondern sättigte auch – das sprichwörtliche „flüssig Brot“. Aus Studien lässt sich ablesen, dass im späten Mittelalter ein Erwachsener seinen Bedarf an Kalorien zu 60-75% aus Bier, Brot und Grütze deckte, was bis zu vier Liter Bier pro Tag bedeutete. Spätestens an dieser Stelle muss gesagt werden, dass das Bier wesentlich weniger Alkohol enthielt, als es heute der Fall ist und auch nicht annähernd so aromatisch schmeckte. Bis etwa 1520 wurde das Bier nämlich unverhopft getrunken, was das Prinzip von „Ale“ Bier ist. Mit der Zugabe von getrockneten Hopfenähren zur gemälzten Gerste explodierte ab dem 16. Jahrhundert auch das geschmackliche Erlebnis.

Wein und Branntwein spielten erst deutlich später eine Rolle. Später, als das Landschaftliche Haus das gesellige Leben zelebrierte. Bleibt die Frage, was Kapitän Clemenz und seine Seemänner auf See tranken? Die Sylter Walfänger im Nordmeer versorgten sich in erster Linie mit Tee oder Kaffee, was auch einen zusätzlichen Proviant an entsprechend viel Wasser und Feuermaterial mit sich zog. Tee und Kaffee galt meist als Privatproviant und wärmte nach der schweren Arbeit die müden Knochen der Seemänner. Dennoch, Dünnbier war immer in großen Mengen an Bord und Branntwein gab es nur in Ausnahmefällen. Etwa nach einer geglückten Jagd oder wenn das anstrengende flensen eines Wales erledigt war. Wobei dann der ein oder andere Seemann das „flüssige Brot“ oder noch lieber eine gute Mahlzeit bevorzugt hätte. Sünhair

Inventarnummer: 2009-280
Datierung: erstes Drittel 20. Jahrhundert
Material: Steingut, Metall
Maße: 24×12,5×7 cm (hxdxd)
Technik: gebrannt, glasiert
Hersteller: unbekannt
Standort: Sölring Museen/Sylt Museum, Ausstellung

Mangelbrett

Mangelbrett

Bügeln in den Anfängen

Die ältesten in Schleswig-Holstein bekannten Mangelbretter sind aus dem 16. Jahrhundert. Wobei davon nur zwei bekannt sind. Die Sammlung der Sölring Museen vereint insgesamt über neunzehn Mangelbretter, die äußerst verschieden gestaltet sind und die aus unterschiedlichen Zeiträumen stammen. Das älteste Brett ist von 1700. Das nicht farblich gefasste Museumsobjekt des Monats September wird durch eine Reliefschnitzerei auf 1731 datiert. Zudem erfährt der Betrachter aus durch die Schnitzelemente, dass es einer Person mit den Initialen „IBMM“ gehörte. Denkbar ist, dass der letzte Buchstabe auch die Ortsangabe bedeutet. Sollte das Brett ursprünglich von Sylt stammen, wäre es möglich, dass die Besitzerin in Morsum ihr Leinen mangelte.

In Kombination mit einem sogenannten Rollholz wurde hiermit Leinenwäsche geglättet. Zum Mangeln wurde die leicht befeuchtete Wäsche zur Schonung in ein weiteres Tuch gehüllt und fest um die Mangelrolle gewickelt. Mit dem Mangelbrett wurde diese Rolle dann mit Druck hin- und her gerollt, wodurch das Wäschestück geglättet wurde. Zum Glätten von Leibwäsche und Wollstoffen dienten die verschiedensten Plätt- oder auch Bügeleisen, die ab dem 15. Jahrhundert belegt sind. Und daher kommt dann auch die Redewendung: Jemanden in die Mangel nehmen bzw. unter Druck setzen.

Im Grunde ist das Objekt zunächst nur ein Holzbrett mit Griff. Dass sich hinter diesem Museumsobjekt aber mehr verstecken muss, verrät schon das prachtvolle Dekor. Das 65 cm lange Eichenbrett ist mit floraler Schnitzerei bedeckt. Besonders auffällig ist der gerundete Griff, der in Form eines Fabelwesens gearbeitet ist. Der eingelassene Griff ist im unteren Teil des Brettes angesiedelt und nimmt mit 28 cm fast die Hälfte der Brettlänge ein. Es handelt sich bei der Schnitzerei um ein Meerweibchen mit Fischschwanz. Die Handgriffe in der Form von Elfen und Meerweibchen erfreuten sich an allen schleswig – holsteinischen Küsten ab der Mitte des 17. Jahrhunderts. Die Fischleiber sind mit menschlichem Antlitz geschnitzt und formschön. Der vorliegende Griff zählt dabei zu einer einfacheren Art der Meerweibchengriffe. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass die Schulterblätter in den vorderen Griffsockel einmünden. Gleichzeitig sind die Leiber schwungvoll und üppig gestaltet, die Gesichter aber ausdruckslos. Vergleichende Objekte gibt es von Sylt bis in die Kremper Marsch zu entdecken. In der Wilstermarsch haben die Schnitzer diese Art der Griffe am kunstvollsten gestaltet. Die Schulterblätter der Meerweibchen ruhen auf einem Sockel aus Blattwerk. Die Leiber und das Antlitz der Meerweibchen beeindrucken zudem durch ihre detaillierte und perfekte Schnitzerei und erheben diese Mangelbretter zu Meisterwerken der Schnitzkunst. Diese prachtvolle Schnitzerei lässt sich jedoch nicht nur an den Griffen ausmachen. Farblich gefasst und mit in vielfältigen Formen sind diese Bretter vorzufinden. Anders als bei dem Objekt des Monats, das gerade endet, gibt es auch Bretter, die eine Bekrönung vorweisen. Rosette, Vogel, Herz, ein pflanzliches Motiv oder ein Fantasiethema finden sich dann an den Enden geschnitzt.

Sehr reich verzierte Mangelbretter wurden allerdings kaum zum Plätten der Wäsche benutzt. Vielmehr handelt es sich bei Ihnen um Liebesgaben und Brautgeschenke. Hergestellt wurden sie entweder von einem Tischler oder aber vom zukünftigen Ehemann, einem Bruder oder dem Vater der Braut.

Liebesgaben stammen aus dem ländlichen Brauchtum zur Verlobung- und Hochzeit. Es handelt sich um Gegenstände mit einem gewissen Symbolwert, die als Beleg und Zeugnis der Vermählung dienen. Der Gabentausch zwischen den zukünftigen Eheleuten galt dabei als rechtlich bindend. Daneben gab es weitere in der Öffentlichkeit stattfindende Bräuche, wie beispielsweise ein Hochzeitsumzug, der für Legitimation und Anerkennung der Ehe in der Dorfgemeinschaft sorgte. In der Stadt wurde diese Funktion oft schon durch amtliche Schriftstücke übernommen.

Bei den Liebesgaben handelt es sich um besonders verzierte Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Üblich sind Löffel, Mangelbretter, Haubenschachteln, aber auch Möbel und Geschirr. Dabei treten bestimmte Motive immer wieder auf: ein symbolisches Ehepaar, Herzen, verschränkte Hände oder das Datum der Hochzeit. Darüber hinaus wurden auch Sinnsprüche oder Gedichte auf die Liebesgaben gemalt, geschnitzt oder gestickt. Nach der Hochzeit bekamen die Liebesgaben einen herausgehobenen Standort im gemeinsamen Heim der Frischvermählten und zeugten so dauerhaft von der Legitimität der Ehe.

Das vorgestellte Mangelbrett kann Geschichten erzählen. Wurmstichig und an den Ecken und Profilierungen bereits deutlich gezeichnet, bildet es trotzdem ein besonderes Stück unter den zahlreichen und in unzählbaren Varianten vorkommenden Mangelbretter. Im Altfriesischen Haus finden sich weitere Modelle zum Bestaunen.

Inventarnummer: 2011-236
Datierung: um 1731-
Material: Eichenholz
Maße: 65x18x10 cm (lxbxh)
Technik: geschnitzt, gesteckt
Hersteller: unbekannt
Standort: Sölring Museen/Sylt Museum, Depot

Pappanhänger | Baumannshöhle

Pappanhänger | Baumannshöhle

Pappanhänger um 1940

Revolutionäre Erfindung

Was für ein Sommer! Wie gut, dass es vor über 160 Jahren kluge Leute gab, die Westerland zu einem Seebad-Status verhalfen. Die dadurch entstandene Infrastruktur führte auf der Insel zu einer bewegten Geschichte und gleichzeitig auch zum professionalisierten Zugang in die erfrischende Nordsee. Auf in die Sommerfrische nach Sylt. Doch wohin, wenn spätabends die Sonne im Meer verschwindet und die Feierlust lockt? Für die Nachtbummler wurde 1932 in Westerland eine weitere Möglichkeit geschaffen. Sie konnten von da an in das Nachtlokal der Baumannshöhle bzw. die ruhigere Bar „Zur Kajüte“ eintauchen. Und wer zu stark feierte, für den hatte der Besitzer Reinhold Baumann das passende Accessoire bereit. Einen kleinen Pappanhänger – das Museumsobjekt des Monates Juli.


Baumanns Eltern, Karl Reinhold und Emma (geb. Lorenzen) Baumann betrieben das Gebäude in der Paulstraße bereits in zweiter Generation als gastronomischen Betrieb. Reinhold Johann Baumann wurde am 4. April 1889 in Westerland geboren und heiratete am 14. September 1922 im Westerländer Hotel Victoria Henriette Emma Matzen. Henriettes Vorfahren leben schon seit mehreren Generationen auf Sylt. Das junge Ehepaar kümmerte sich fortan um das Hotel und um die vergnügten Badegäste. Reinhold nannte sich fortan auf Grund seiner Körpergröße nur noch Riese Baumann und Henriette nutzte als Ansprache Henny.

Um die Feierlaune anzuheizen, sorgte Baumann immer für eine Kapelle, die Live Musik bot. Außerdem wurde die Baumannshöhle auch für einige Gruppen zum Kultlokal. So trafen sich der „Verein der Matratzenschoner“, die sich mit ihrem Motto des Matratzenschonens dem Nachtleben verschrieben hatten. Ein ähnliches Ziel verfolgten die späteren „Endlosen“, die die Nacht in der Baumannshöhle zum Tag machten. Diese gründeten sich in der Nacht zum 13. August 1956 in Westerland und trafen sich mindestens an jedem 13. August in der Baumannshöhle. Praktisch, denn Henny war Ehrenpräsidentin. Ausnahmsweise fand das 25-jährige Jubiläumsjahr in der Bar des Hotels Miramar statt. Humor, Ausgelassenheit und gegenseitige Hilfe, sofern es nötig ist, waren die Prinzipien der „Endlosen“. Weil die lockere Gruppe sich als eine „goldige Gesellschaft“ sah, war das Erkennungszeichen ein Goldkettchen mit goldenem Amulett. Darauf waren eine Liegende und der Name „Die Endlosen“ zu sehen. Allerdings bezog sich die Treue der „Endlosen“ nicht nur auf die Baumannshöhle, sondern besonders auch auf die Verbundenheit zur Insel.

War es dann mal wieder zu viel im Glas, wusste der Riese schon vorab, dass guter Rat teuer ist. Bevor die Feierlaune anstieg und in der Baumannshöhle ein zu “hoher Seegang“ herrschte, konnte man sich den Pappanhänger „Ich kneipe diese Nacht!“ ausfüllen. Dann ging nämlich nichts mehr schief. „Sollte ich meinen Weg nicht mehr finden, so befestigen Sie mir diesen Zettel im Knopfloch und senden mich heim“ lautete es weiter auf der Karte und dies verschaffte wohl den Baumanns den entscheidenden Vorteil, am Ende der Nacht zu wissen, dass alle Gäste wieder wohlbehütet in ihren Unterkünften angekommen sein mussten.

Damit aber noch nicht genug. Riese und Henny hatten noch mehr kleine Kärtchen, die den Kneipenalltag regeln sollten. Bekam man die Karte „Sie werden gebeten, so unauffällig wie möglich eine Lage zu geben“ hingelegt, hieß es: Bier, Wein oder Champagner für alle! Förmlicher und weniger lustig hingegen war es, wenn der Gast von Baumann den Hinweis erhielt: „Sie haben bei uns nichts zu bezahlen – Wir bitten Sie aber, das Lokal zu verlassen! Die Geschäftsleitung“. So musste der Nachtbummler die Baumannshöhle verlassen und sich in einem anderen Lokal einfinden. Wenn nicht gerade Smokingzwang war, war das Trocadero in der parallel verlaufenden Strandstraße eine gute Alternative. Das „Troco“ bot ebenfalls die Stars der Zeit als Live Act und hatte die Tore für die Sommerfrischler bis 1958 geöffnet.

1945 starb Riese Baumann und die Baumannshöhle wurde kurzzeitig von den Engländern beschlagnahmt bzw. verpachtet. Im selben Jahr noch eröffnete Henny das Lokal mit ihrer jüngsten Tochter Eva Baumann, die 1953 einen Umbau anregte. Es entstand zusätzlich das Restaurant Baumanns- Klause. Die Baumannshöhle fungierte weiterhin noch viele Jahre mit Live Musik für rauschende Nächte.

Inventarnummer: 2016-260
Datierung: um 1940
Material: Papier
Maße: 15×7,6 cm (lxb)
Technik: gedruckt
Hersteller: unbekannt
Standort: Sölring Museen/Sylt Museum, Ausstellung