27. JULI BIS 5. OKTOBER 2025
Einblicke in den unverwechselbaren Stil und die experimentelle Herangehensweise des Malers Emil Nolde
Stimmungsvolle Landschaftsdarstellungen in intensiven Farben, Menschen, die miteinander agieren, Blumen- und Gartenbilder sowie Porträts, religiöse Motive und Darstellungen exotischer, fremdartiger Kulturen prägen die Malerei von Emil Nolde (1867–1956).

»Emil Nolde. A private Collection« präsentiert eine sorgfältige Auswahl von rund 30 Werken aus einer privaten Sammlung, die die Vielfalt und den künstlerischen Reichtum Noldes eindrucksvoll zur Geltung bringen und zugleich die Leidenschaft und das Engagement der Sammler, die sich dem Werk Noldes sehr verbunden fühlen, sichtbar machen.
Nolde gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus. Er war aktives Mitglied der Künst- lergruppe »Die Brücke« (1905–13), allerdings nur für ein Jahr. Besonders seine außergewöhnlichen Blumen- und Gartenbilder sowie seine Druckgrafiken sorgten nicht nur bei den Brücke-Malern für besondere Aufmerksamkeit. Noldes druckgrafisches Werk umfasst 528 Arbeiten, darunter Radierungen, Holzschnitte und Lithografien.
Die hier ausgestellte Privatsammlung verzeichnet gleich mehrere Radierungen mit Motiven aus dem Hamburger Hafen, in denen der Künstler das moderne Zeitalter und die Hafenszenerie eindrucksvoll in die Metallplatte kratzte. Die Folge der Hamburg-Radierungen von 1910 zählt zu den Höhepunkten von Noldes grafischem Werk. Der Künstler experimentierte aber auch mit verschiedenen anderen Drucktechniken. Besonders der Holzschnitt hatte es ihm angetan: Er ermöglichte es ihm, seine charakteristische Farb- und Formensprache in einem neuen Medium zu entfalten und erlaubt eine direkte und spontane Herangehensweise, die Nolde sehr schätzte. Er schnitt die Motive ohne Vorzeichnungen direkt in das Holz, was ihm eine unmittelbare Verbindung zum Werk gab. Diese Technik förderte noch weiter seine Vorliebe für kräftige, expressive Linien und Formen, die in seinen Druckgrafiken besonders deutlich hervortreten.

Nolde sprengte die Grenzen der traditionellen Malerei und wandte sich damit von den Konventionen seiner Zeit ab. Seine Werke sind geprägt von einer tiefen Verbundenheit mit der Natur und einer intensiven Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz. In seinem Gesamt-werk spielt dabei auch die norddeutsche Landschaft eine entscheidende Rolle. Die raue Schönheit Nordfrieslands faszinierte Nolde besonders. Der dramatische Himmel, die wechselnden Lichtverhältnisse und die unberührte Natur der Küste in- spirierten ihn zu zahlreichen Landschaftsgemälden und Aquarellen. Die Weite des Meeres und die charakteris- tischen Dünengebiete boten ihm dabei eine Quelle der Kreativität, die sich in seinen Werken widerspiegelt. Als Nolde sein Atelierhaus in Seebüll im Jahr 1930 umbauen ließ, entfloh er der Unruhe und bezog über die Sommermonate ein Zimmer auf Sylt im Haus Kliffende bei Clara Tiedemann. Die Zeit nutzte er intensiv zum Malen.
Ein besonderes Augenmerk der Ausstellung gilt Noldes Experimentierfreude mit verschiedenen Techniken und Materialien. Sie spiegelt sich etwa in der Verwendung von Aquarellfarben wider, die es ihm ermöglichten, Transparenz und Licht in seinen Arbeiten zu erzeugen und zugleich eine besondere Tiefe und Lebendigkeit zu schaffen, die den Betrachter in eine andere Welt entführt. Auch Werke, die im Zusammenhang mit Noldes Südseereise entstanden, finden sich in der Sammlung wieder. Im Oktober 1913 begab sich Nolde mit seiner Frau Ada auf große Fahrt. Über Sibirien zog es das Paar nach Korea, Japan und China, bis in die Südsee zu den Palauinseln. Seine Reiseeindrücke verarbeitete er in zahlreichen Blättern.