Unzählige Versionen gibt es davon – vom einfachen schlichten Modell bis hin zur aufwendig gestalteten und mit ausgefeilter Mechanik versehen Anlage – Mausefallen, der Albtraum einer jeden Maus, die nun im Herbst Nahrung und Unterschlupf in Haus und Scheune sucht.
Gegen das Problem mit dem Ungeziefer haben die Menschen schon früh Vorkehrungen getroffen. Das Museumsobjekt des Monats November, die doppelte Mausefalle, ist eines davon und ist im Altfriesischen Haus ausgestellt – natürlich in der Speisekammer. Als es noch keine Kühltruhen, Kühlschränke und luftdichte Vorratsschränke gab, lagerten die Menschen ihre Lebensmittel im Keller, auf dem Dachboden oder in der Speisekammer. Fielen die Nager gleich im Herbst über die prallgefüllte Speisekammer her, wäre die betroffene Familie den Rest des Winters vom Hunger bedroht gewesen. Aus Quellen geht jedoch hervor, dass bei den Syltern der soziale Zusammenhalt ausgeprägt war und sie sich gegenseitig unterstützten.
Die Bevorratung zum Herbst war für die Sylter von großer Wichtigkeit. Oft war die Insel monatelang im Winter durch Frostperioden vom Festland abgeschnitten. Die Insellage ermöglichte es nicht, alles an Getreide, Gemüse und Obst anzubauen, welches für den Winter gebraucht wurde. Daher mussten die Vorräte rechtzeitig vom Festland organisiert werden. Mehl zum Backen, Kaffee und Zucker für den Haushalt aber auch Gerstenschrot für die Schweine waren bei den Besorgungen ganz oben auf. Das Fleisch der Hammel wurde geräuchert und in den Schornstein zur Aufbewahrung gehängt. Als Frischfleisch gönnten sich die Sylter im Winter mal ein geschlachtetes Lamm oder Huhn oder geschossene Hasen und Wildenten. Diese waren dann regelrecht ein Festschmaus, wovon die Maus nichts zu sehen bekam. Aber auch Fisch wurde für den Winter vorbereitet. Billige Schollen von dänischen Fischern wurden für den Winter bei gutem Wetter bis zum hart werden getrocknet.
Der Schutz vor den unterschiedlichsten Schädlingen war daher von besonderer Bedeutung. Neben der Dezimierung des Wintervorrates bestand bei den Mäusen auch die große Gefahr der Übertragung von Krankheiten.
Das Vorgehen ist bis heute bei allen Modellen gleich. Die Maus wird mittels eines Köders angelockt und dann gefangen. Die einzige Frage, die sich nun stellt ist: Bleibt die Maus lebendig oder ist sie nach dem Versuch, die Leckerei zu erhaschen mausetod.
Die Keitumer Mausefalle ist eine Lebendfalle. Roch die Maus den Speck oder Käse im hinteren Teil der Falle, wollte sie diesen auch erobern. Dazu musste die Maus durch ein schmales rundbogiges Portal huschen und nebenbei noch eine Schnur zerbeißen. War die Schnur gekappt, schloss ein Metallstück schlagartig das Eingangstor. Ein Entkommen war dann nicht mehr möglich. Nach oben schließt die Falle mit kleinen Metallstreben, die den Blick in die Falle ermöglichen.
Bei der Lebendfalle musste die Maus relativ zeitnah wieder in die freie Natur gegeben werden, da die Maus nun einer Menge Stress ausgesetzt war. Im Vordergrund stand bei dieser Fangart ja der Tierschutz. Dazu wurde die Falle nach draußen gebracht. Praktischerweise ließ sich der Boden jeder einzelnen Falle individuell herausziehen, so dass die Maus ohne weiteren Kontakt entwischen konnte – und vielleicht begann das Spiel wieder von vorne?
Auch heute versuchen die Mäuse zum Herbst in die Vorratskammern zu dringen. Wer keine Katze zur Abwehr hat, greift auch hier wieder zur Mausefalle. Hersteller lassen verlauten, dass sich dabei ein Trend zur Lebendfalle abzeichnet. Gleichzeitig gibt es auch schon Mausefallen, die den Jäger per SMS oder Email auf einen positiven Fang hinweisen.
Inventarnummer: 2008-508
Datierung: 19. Jahrhundert
Material: Holz, Metall, Garn
Maße: 21 x 26 x 5 cm (bxlxh)
Technik: gesägt, genagelt, gezapft
Hersteller: unbekannt
Standort: Sölring Museen/Altfriesisches Haus seit 1640, Ausstellung