Sahnelöffel

Sahnelöffel

Sahnelöffel 2756 1655 Sölring Museen Sylt
Sahnelöffel, um 1800

Dezember 2018

Ein Wölkchen Sahne

Am Ende wird es immer wieder edel und festlich! An Weihnachten wird „aufgefahren“. Nicht nur mit Leckereien, sondern auch mit Porzellan, Silberbesteck und feinsten Getränken. Aber nicht der Champagnerkelch steht heute als Museumsobjekt auf dem „Tisch“, sondern mit dem Sahnelelöffel ein kleiner Akteur aus dem Reich der Teezeremonie. Neben der bereits im Januar vorgestellten Teekanne durfte dieser Löffel ebenfalls auf keiner feinen Teetafel fehlen. Ebenso edel gearbeitet und in Silber hat der Löffel eine genaue Funktion bei der Zeremonie. Doch zunächst interessiert die Kunst des Schmiedehandwerks. Die Meistermarke ICK verweist auf den Goldschmied Jacob Konrad Kröger. Dieser wurde 1754 bei Hamburg als Sohn eines Schlachters geboren und erlernte bei Möller in Hamburg die Goldschmiedekunst. Nach Husum kam er der Liebe wegen. Er heiratete 1785 die Witwe seines verstorbenen Kollegen Jonas Wernberg (1712-1784). Die Witwe wuchs bereits im Goldschmiedewerk auf, sie war das älteste Kind des Husumer Meisters Elias Köhn (1716-1778). Kröger heiratete 1807 erneut und war bis zu seinem Ableben 1836 in Husum mit seiner Werkstatt ansässig. Mit diesen Lebensdaten lässt sich die Datierung des Löffels lediglich eingrenzen, da Kröger die Jahreszahl nicht eingebracht hat und keine vergleichbaren Löffel herangezogen werden können.

Krögers Sahnelöffel kam nach Sylt. Der Löffel besitzt noch die alte runde und vergoldete Laffe, die mit einem kleinen Ausguss für den besseren Sahnelauf versehen ist. Im Gegensatz zu den ersten bekannten Sahnelöffel ist bei diesem Modell der angelötete Stiel bereits sichtbar länger und lanzettförmig. Eingearbeitet ist ein gestricheltes Ornament, das von einem punktierten und einem wellenförmigen Band begleitet wird. Rückwärtig ist ein Widerhaken an dem leicht gebogenen Stiel versehen. Dieser Widerhaken am Stiel hat den Vorteil, dass der Löffel in die Kumme eingetaucht werden kann, aber ein hineingleiten in die Sahne verhindert, da er am Rand gehalten wird. So konnte der Nutzerer die oben auf der Milch schwimmende Sahne abschöpfen. Hinter dem heute nicht mehr verwendeten Begriff Kumme verbirgt sich eine kleine tiefe Schüssel, wahlweise aus Holz oder Porzellan.

Sahnelöffel gab es erst ab dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts. Als ältester Löffel gilt derzeit noch ein Löffel, der dem niederländischen Hauptmeister Joh. van der Lely zugeordnet wird. Lely wurde 1695 Meister. Hingegen der ersten überlieferten Löffel aus schleswig-holsteinischen Museen, wie dem Flensburger Museumsberg, ist das Sylter Modell relativ schlicht gestaltet. Diese ersten Löffel sind niederländischen Ursprungs bzw. nach deren Vorbild sehr aufwendig gestaltet. Dabei ist die Laffe mit punktiertem und wulstigem Muster ausgeprägt. Der Stil übertrifft diesen Prunk mit weiteren reich ausgestalteten Ornamenten und Figuren.

Die Kunst des Teetrinkens

Wie trank man nun früher den feinen Schwarztee und wozu wurde ein Sahnelöffel benötigt? Fest steht, dass sich auch hier die Trinkgewohnheiten geändert haben. Nachdem der Tee zubereitet war und in die Tasse gefüllt wurde, war als nächstes das Zuckerstück eine Option. Auch dafür gab es samt Zuckerzange unterschiedlich ausgeprägte und aufwendige Behältnisse aus Silber und Porzellan. Nun bekommt der Sahnelöffel seinen kurzen Auftritt! Mit dem Löffel wird der gewünschte Tropfen Sahne nun vorsichtig am Tassenrand einflößt, um die Sahnewolke zu erhalten. Ob dann umgerührt wird oder nicht, auch hier ist der Wandel in der Trinkkultur zu spüren. Anfänglich wurde der Tee – wie übrigens auch der Kaffee – aus dem Koppchen in die relativ hohe Untertasse eingegossen und dann gerne schlürfend getrunken. Später dann direkt aus dem Koppchen – einer henkellosen Porzellantasse.

Zuletzt bleibt noch ein kleiner Hinweis auf dem ca. 17 cm langen Löffel zu erwähnen. In das spitz auslaufende Stielende ist der Buchstabe „B“ graviert. Der Löffel stammt aus dem Haus Rantum Inge in Rantum, das im Besitz der Familie Nissen ist. Bis weit in das 17. Jahrhundert lassen sich die Wurzeln der Familie Nissen zurückverfolgen. Mehr über die Besonderheiten dieser Familie und des Hofes an einer anderen Stelle. Bis dahin heißt es: abwarten und Tee trinken.

Inventarnummer:
Datierung: um 1800
Material: Wolle, Papier
Maße: 17×5,5×4,5 cm (hxd)
Technik: getrieben, graviert, gelötet, gepresst
Hersteller: ICK
Standort: Sölring Museen/Sylt Museum, Depot

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